Lots*innen in die Freie Szene

Lots*innen in die Freie Szene

Auch in der Freien Szene sind Teilhabemöglichkeiten für alle noch lange nicht erreicht. Für viele transnationale und interkulturelle Künstler*innen und Kulturakteur*innen stellt schon der Zugriff auf relevantes Wissen ein großes Hindernis auf dem Weg in die Netzwerke und Strukturen dar. Offizielle Beratungsangebote sind häufig nur auf Deutsch oder höchstens auf Englisch verfügbar, der Zugang zu den Beratungsstrukturen wird durch Formalien erschwert und die Berater*innen sind in ihrer Praxis oftmals nicht ausreichend sensibilisiert.

In Berlin hat das spartenübergreifende Pilotprojekt Lots*innen in die Freie Szene 2019 dazu beigetragen, die Berliner Unterstützungsstrukturen für die Bedarfe transnationaler und interkultureller Künstler*innen zu sensibilisieren und sich entsprechend breiter aufzustellen. Im Rahmen des Projekts konnte eine Vielzahl mehrsprachiger, erfahrener und in der Berliner Freien Szene gut vernetzter Künstler*innen gewonnen werden, die Ratsuchende in deren Erstsprache bei Fragen rund um die Freiberuflichkeit in Deutschland, relevante Netzwerke und Themen wie der Künstlersozialkasse berieten und sie als Lots*innen auf dem Weg in die Freie Szene unterstützten.

Viele der im Projekt initiierten Maßnahmen konnten im Anschluss fortgeführt werden, z. B. durch die Erweiterung der beteiligten Beratungsprogramme und die Beauftragung neuer Berater*innen. So können Einzelberatungen bei den Lots*innen aus dem Bereich der Freien Darstellenden Künsten inzwischen in der Beratungsstelle des Performing Arts Programm Berlin in Anspruch genommen werden: www.pap-berlin.de/de/beratung-orientierung/beratungsstelle-mentoring/beratungen

Darüber hinaus bietet die Beratungsstelle mit dem Format Getting Started as a Transnational Artist regelmäßig zweisprachige Vernetzungsformate für transnationale Künstler*innen und Kulturakteur*innen in Berlin an. (Weitere Infos zu diesem oder anderen Angeboten der Beratungsstelle unter beratung [at] pap-berlin.de)

Des Weiteren ist im Rahmen des Pilotprojekts 2019 eine mehrsprachige Publikation erschienen, die Informationen zu Berliner Beratungsstrukturen, Netzwerken und Anlaufstellen enthält und Tipps für Künstler*innen und Kulturakteur*innen aus dem arabischen, asiatischen, frankophonen, polnischen, türkischen und russischen Sprachraum bietet. Die Inhalte wurden individuell von den Lots*innen recherchiert und zusammengestellt und sollen all jenen helfen, die neu in der Berliner Szene sind und Unterstützung und eine erste Orientierung benötigen. Die Broschüre liegt sowohl digital als auch in Buchform vor und kann unter beratung [at] pap-berlin.de angefordert werden.


Das bundesweite Folgeprojekt Lots*innen in die Freie Szene – Multilinguale Fachtage und Gallery Walk 2021 richtete sich gleichermaßen an transnationale Künstler*innen und Kulturakteur*innen sowie an Berater*innen, Beratungsstrukturen, Anlaufstellen sowie Mitglieder von Initiativen und ehrenamtliche Unterstützer*innen von Künstler*innen in ganz Deutschland. Das Projekt zielte auf die überregionale Entwicklung eines nachhaltigen Unterstützungsprozesses für transnationale Künstler*innen und Kulturakteur*innen, ihre Vernetzung in der Freien Szene sowie auf die interkulturelle Sensibilisierung vorhandener Beratungsstrukturen in Großstädten wie Berlin, Hamburg, München, Stuttgart und der NRW-Region ab.
Entwickelt und durchgeführt wurden die verschiedenen Programmformate in Kooperation mit transnationalen Lots*innen – Künstler*innen und Kulturakteur*innen, die den Einstieg in die Freie Szene und die Selbstständigkeit in Deutschland bereits erfolgreich hinter sich gebracht haben – und den bundesweiten Partnerstrukturen des Projekts.

So wurden einerseits multilinguale digitale und analoge Info- und Vernetzungstage von und für Künstler*innen auf Arabisch, Englisch, Französisch, Koreanisch, Polnisch und Spanisch konzipiert und in den genannten Metropolen mit Themen rund um die Freiberuflichkeit und Ausübung künstlerischer Tätigkeiten (KSK, GEMA, Spielstätten, Vertragliches, Netzwerke, Fördermittel und Beratungsmöglichkeiten bei Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen etc.) angeboten.
Für Berater*innen und Beratungsstrukturen der Freien Szene wurde andererseits der Online Gallery Walk „Transnational Beraten“ – ein spartenübergreifendes Fortbildungs- und Austauschformat rund um die Beratung transnationaler Künstler*innen und Kulturakteur*innen – entwickelt. Aus dem Online Gallery Walk ist ein bundesweites Netzwerk von Beratungsstrukturen entstanden, das sich regelmäßig zu den Herausforderungen des Beratens im Allgemeinen sowie zur Unterstützung transnationaler Künstler*innen im Besonderen austauscht.

Im Rahmen des Folgeprojekts 2021 ist eine weitere mehrsprachige Broschüre für transnationale Künstler*innen erschienen, die Informationen zu Beratungsstrukturen, Netzwerken, Anlaufstellen in Berlin, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, München und Stuttgart enthält und Tipps für Künstler*innen und Kulturakteur*innen aus dem arabischen, polnischen, koreanischen, frankophonen, hispanophonen und englischen Sprachraum bietet. Die Broschüre liegt sowohl digital als auch in Buchform vor und kann unter beratung [at] pap-berlin.de angefordert werden.

 

Lots*innen

Magda Agudelo ist Schauspielerin und Literaturwissenschaftlerin. Sie arbeitet zwischen Kolumbien und Deutschland in mehreren interdisziplinären Künstler*innen-Kollektiven. Sie versteht sich als darstellende Künstlerin und wirkt in Theater-, Tanztheaterstücken und Performances mit. Den Schwerpunkt ihrer künstlerischen Tätigkeiten sieht sie in der Stückentwicklung und Realisierung von Kunstprojekten im öffentlichen Raum. Sie arbeitet mit „La Fuchsia Kollektiva“ und ist in verschiedenen Projekten der Freien Szene Stuttgarts tätig.

Charlotte Bomy arbeitet seit mehr als 15 Jahren in Frankreich und Deutschland in den Bereichen Schreiben, Übersetzen und Theater. Als professionelle Kulturakteur*in bietet sie Beratungen und Betreuungen für Berliner Künstler*innen zu den Themen Projektentwicklung, Förderanträge, Stipendien und künstlerische Arbeitsaufenthalte an.

 

Seit Anfang der 90er Jahre ist Rabih Beaini begeisterter Plattensammler, geboren im Libanon, wo er seine Karriere als DJ begann. 1996 zog er nach Italien und beschäftigte sich während seines Architekturstudiums in Venedig intensiv mit Musikproduktion, Tontechnik und Midi-Programmierung. Er gründete „Morphine Records“ und den Veranstaltungsort „Elefante Rosso“ in Venedig. 2012 zog er nach Berlin und ist seitdem sehr aktiv in der hiesigen Szene. Er engagiert sich in der experimentellen und elektronischen Kulturbewegung als Musiker, Kurator, Produzent und Performer.

Laia Ribera Cañénguez ist eine in Berlin lebende salvadorianische Künstlerin, die sich in ihrer künstlerischen Arbeit zwischen dokumentarischem Objekttheater, Performance und Visual Theatre bewegt. Im „Dazwischen-Sein“ verschiedener Theatergenres, Sprachen, Wissensquellen und geografischer Gebiete sucht sie einen utopischen Raum, um eigene und strukturelle Gegensätze und Widersprüche zusammenzuführen. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich vor allem mit feministischen, postkolonialen und queeren Perspektiven.

Ronan Favereau ist Schauspieler, Regisseur, Autor und Theaterpädagoge. Er arbeitete als Schauspieler für Kompanien rund um das Regietheater sowie als Theaterpädagoge an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Seit 2020 ist er in verschiedenen Künstler*innen-Residenzen an der Schaffung eines transnationalen Theaternetzwerks zwischen Deutschland und Frankreich beteiligt. Seit 2021 leitet er das partizipative Theaterprojekt „Stereotype Threat“ in Berlin, Brandenburg und Île-de-France.

Patrick Fuhrmann wurde in Bludenz, Österreich, geboren und verbrachte seine Kindheit in Deutschland und Spanien. Er studierte Medienmanagement und Psychologie und arbeitet als Artist- und Labelmanager in Berlin. Sein Fokus liegt auf der Entwicklung von Künstler*innen und jungen internationalen Talenten.

Keith Zenga King lebt als Schwarze ugandische gender-non-conforme Schriftsteller*in, Performancekünstler*in, Theatermacher*in und politische Aktivist*in in München. Seit Keith Zenga King ins europäische Exil floh, erforscht Keith Zenga King die Erschaffung neuer Texturen und Verkörperungen an den Schnittstellen, an denen sich intersektionelle Identitäten befinden. Durch Poesie, Live-Performance und Mixed Media will Keith Zenga King die Geschichten der afrikanischen, migrantischen, geflüchteten, queeren und trans* Communities ausgraben und erweitern.

Dorota Kot ist Beraterin und Coach für Projekte und Unternehmer*innen. Ob Vereine, öffentliche Träger, Künstler*innen, Lehrende oder Privatpersonen – sie berät und unterstützt bei der Planung und Umsetzung von Projekten und Ideen mit gesellschaftlich sozialem, künstlerischem und kulturellem Bezug. Dorota Kot sammelte Erfahrung in den verschiedensten Themenbereichen, kennt die Hürden der Projektdurchführung und sorgt gerne für Marketing und Vernetzung in der Freien Szene. Sie organisierte in der Vergangenheit spartenübergreifende Informationstreffen für polnischsprachige Künstler*innen in Berlin.

Inky Lee ist Autor*in, Musiker*in und Performance-Künstler*in und lebt in Berlin. Inky Lee arbeitet als Mentor*in für die „Tanzschreiber“ und ist Mitglied des Schreibkollektivs „Stream“ in der Tanzfabrik Berlin. Inky Lee war künstlerische Leiter*in und Autor*in für die Schreibplattform „Right Now“, die in Zusammenarbeit mit dem Tanzbüro Berlin gegründet wurde und sich auf die verkörperten Erfahrungen marginalisierter Individuen in der Berliner Performance-Szene fokussiert. Inky Lee hat mit verschiedenen Künstler*innen in Berlin und New York als Musiker*in, Performer*in und Choreograf*in gearbeitet.

Steve Mekoudja ist Poet, Sänger und Regisseur und lebt seit acht Jahren in Berlin. Als freier Künstler sah er sich oft gezwungen, alleine zu arbeiten und Stipendien, Aufnahmestudios oder Drehorte zu recherchieren. Er unterstützt daher besonders gern frankophone Künstler*innen bei ihrer Ankunft in Deutschland und den damit einhergehenden Herausforderungen.

Salah Zater ist Künstler, Journalist und Menschenrechtsaktivist aus Hamburg. Seine Arbeiten zu den Themen Menschenrechte, Rassismus und soziale Gerechtigkeit bewegen sich zwischen Tanz, Performance und Einmischung in den öffentlichen Raum. Salah Zater nutzt seine Stimme und seinen Körper, um zu protestieren, die Realität der Gesellschaft darzustellen und für einen positiven Wandel und gleiche Rechte einzutreten. Er ist in Theatern und künstlerischen Einrichtungen in Deutschland und im Ausland aufgetreten, hat einige Filmrollen übernommen und gewann den BBC Media Television Award 2015.

Das Pilotprojekt „Lots:innen in die freie Szene Berlins 2019“ war die erste Kooperation des Performing Arts Programm des LAFT Berlin mit den Beratungsstrukturen Music Pool Berlin, Lettrétage (Projekt Schreiben & leben) und der Künstler*innenberatung im Kulturwerk des bbk berlin und wurde gefördert im Rahmen des Förderprogramms „Weltoffenes Berlin 2019 – Beratung, Unterstützung und Vernetzung für transnationale Kunst, Medien- und Kulturschaffende” der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

„Lots:innen in die Freie Szene – Multilinguale Fachtage und Gallery Walk 2021“ in Kooperation mit inm – initiative neue musik berlin e. V., Lettrétage e. V. (Projekt „schreiben & leben“), Music Pool Berlin, Dachverband freie darstellende Künste Hamburg e. V., fluctoplasma – Hamburgs Festival für Kunst, Diskurs und Diversität, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, Interkultur Ruhr, Theaterbüro München, Freie Tanz- und Theaterszene Stuttgart (FTTS), Pop-Büro Region Stuttgart und Produktionszentrum Tanz + Performance e. V.
Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Kontakt:

Christin Eckart
christin.eckart [at] pap-berlin.de
+49 30/ 20 45 979 16