2019: ÜBERSETZEN! – Fachtag zu Sprache und Transfer in internationalen Produktionen

Fachtag
4. April 2019 | 10:30

2019: ÜBERSETZEN! – Fachtag zu Sprache und Transfer in internationalen Produktionen

Die internationale Zusammenarbeit in den freien darstellenden Künsten hat sich in den letzten Jahren verändert und entwickelt. Netzwerke und Förderprogramme sind neu entstanden oder wurden adaptiert und insbesondere aus der Beschäftigung mit Repräsentations- und Diversitätsfragen ist mittlerweile ein signifikantes Bewusstsein für die Wichtigkeit von Kollaborationen erwachsen. Entscheidende Bedeutung kommt in diesem Prozess dem Umgang mit Sprache und Sprachtransfer zu. Zentral erscheint die Aufgabe, auf der Ebene von Sprache und Übersetzung zu ermöglichen, dass der künstlerische Prozess und seine Präsentation auf Augenhöhe gelingt.

Der Fachtag ÜBERSETZEN! betrachtet anhand von Beispielen aus künstlerischer, Produktions- wie auch Touring-Perspektive einige der Fragen, die sich in inter- und transnationalen Produktionen und Besetzungen ergeben: Welche Sprache(n) werden von wem gesprochen und verstanden? Wie können Übertitelung und andere Formen des Sprachtransfers eine möglichst differenzierte Erfahrung gewährleisten? Welche Möglichkeiten der Übersetzung stehen überhaupt zur Verfügung und welche technischen Neuerungen gibt es? Auf welche Weise kann Übersetzung künstlerischer Bestandteil der Inszenierung werden?

Austausch und Inspiration für die teilnehmenden Akteur*innen sollen im Fokus des Programms stehen, das sich in Impulsvorträge, offene Gesprächsrunden und Podiumsdiskussionen auffächert. Gleichermaßen wird es das Angebot geben, mit Kolleg*innen in Kontakt zu kommen, die in verwandten Feldern arbeiten.

Der Fachtag findet in Kooperation mit Drama Panorama, Forum für Übersetzung und Theater statt.

Programm

10:00 Uhr: Anmeldung und Kaffee

10:30 Uhr: Begrüßung Daniel Brunet (Vorstand LAFT Berlin)

Impuls zu Gesprächsrunde 1: Dr. Yvonne Griesel (Drama Panorama)
Impuls zu Gesprächsrunde 2: Andrea Zagorski (ITI, Szenenwechsel)
Im Anschluss parallele Gesprächsrunden

Gesprächsrunde 1: Möglichkeiten und Herausforderungen der Übersetzung im Produktions- und Touringkontext  
Die Auseinandersetzung mit Möglichkeiten und Herausforderungen der Sprachübersetzung hat in den letzten Jahren im Bereich der darstellenden Künste immer mehr an Bedeutung gewonnen. Nicht nur auf Festivals und im Touringkontext, sondern auch in Produktionshäusern sind Übertitelung, Einsprechen und Verdolmetschen auf der Bühne immer verbreiteter geworden. Die Referent*innen der Gesprächsrunde gehen auf Fragen der Übersetzung, auf unterschiedliche Mittel und Methoden der Sprachübertragung, auf verschiedene Formen der Zusammenarbeit von Übersetzer*innen und Produktionsteams und auf technische Gegebenheiten ein.
mit Yvonne Griesel (Drama Panorama), Ilja Fontaine (Panthea) und Elke Weber (Geschäftsführerin She She Pop)

Gesprächsrunde 2: Wer spricht? Zur Rolle der Sprache aus interkultureller Perspektive
Interkulturelle Aspekte rücken im Zusammenhang von Mehrsprachigkeit und Übersetzung in transnationalen Kollaborationen zunehmend in den Fokus. Aus der Beschäftigung mit Repräsentations- und Diversitätsfragen ist ein Bewusstsein für die Wichtigkeit der Analyse bestehender Machtverhältnisse und rassistischer Strukturen entstanden. Das Recht auf die eigene Sprache und der Zugang zu fremden Sprachen erscheint zentral, um tradierte kulturimperialistische Denk- und Sichtweisen in künstlerischen Prozessen und im Austausch mit dem Publikum zu überwinden.
mit Andrea Zagorski (ITI, Szenenwechsel), Stefan Bläske (NT Gent Stadstheater), Henning Bochert (Drama Panorama) und Natascha Anahita Nassir-Shahnian (Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung) (angefragt)

12:30 Uhr: Mittagspause und kleiner Snack

13:15 Uhr:
Impuls zu Gesprächsrunde 3: Monika Gintersdorfer (Gintersdorfer/Klaßen)
Impuls zu Gesprächsrunde 4: Michaela Casper und Wille Felix Zante (Possible World)
Im Anschluss parallele Gesprächsrunden

Gesprächsrunde 3: Live-Übersetzung, Mehrsprachigkeit und Nichtverstehen als ästhetische Prinzipien
Besonders in (transnationalen) Produktionen, in denen der gesprochene Text zu großen Teilen erst im Moment der Aufführung entsteht, bieten sich Übertragungsmittel jenseits der klassischen Übersetzungsmethoden an. Ansätze der Gruppen Gintersdorfer/Klaßen und Talking Straight werden als prägnante Beispiele für die Arbeit mit Live-Übersetzung, Mehrsprachigkeit und Nichtverstehen als ästhetische Prinzipien vorgestellt. Dadurch werden Übersetzungs- und Transferfragen zum Thema und formgebend für die künstlerische Arbeit. Das Verständigungspotential von Sprache per se wird im performativen Akt in Frage gestellt.
mit Monika Gintersdorfer (Gintersdorfer/Klaßen), Alicia Augustin und Houaïda (Talking Straight)

Gesprächsrunde 4: Gebärdensprache und Lautsprache in interlingualen Produktionen – inklusive Ansätze für ein gehörloses und hörendes Publikum
Übersetzungsfragen stellen sich nicht nur im Bereich der transnationalen Zusammenarbeit. Prägnante Ansätze für inklusive performative Formate entwickelt u.a. die Gruppe “Possible World”, die mit Gebärden-, Laut- und Körpersprache arbeitet. Ziel der Gruppe ist der Aufbau eines internationalen Netzwerks von gehörlosen, schwerhörigen und hörenden Künstler*innen. Im Gespräch werden exemplarisch Ansätze, Methoden und Fragestellungen des Umgangs mit Gebärdensprache und Gehörlosigkeit vorgestellt.
mit Michaela Casper und Wille Felix Zante (Possible World)

15:15 Uhr: Kaffee- und Kuchenpause

15:30 Uhr: Abschlusspodium: Wie gelingen mehrsprachige Produktionen und transnationale Zusammenarbeit? Thesen, Schwierigkeiten und Chancen
Zum Abschluss des Tages trägt das Podium thesenhaft Aspekte aus allen Gesprächsrunden zusammen. Wir stellen uns der übergeordneten Frage, wie wir uns in mehrsprachigen, transnationalen und -lingualen Produktions- und Aufführungszusammenhängen möglichst differenziert austauschen können, und wie es dabei gelingt, Machtasymmetrien, die einem Sprachtransfer inhärent sind, aufzubrechen.
mit Stefan Bläske (NT Gent Stadstheater), Petr Dlouhy (Nová sít, Prag), Barbora Schnelle (Drama Panorama)

16:30 Uhr: Apero und informeller Austausch (bei schönem Wetter im Garten)

Sprachen: Das Abschlussgespräch findet in englischer Sprache statt, alle anderen Formate in deutscher Sprache mit Übersetzung ins Englische. Gebärdensprachdolmetschen wird für den Impuls von Possible World, für die Gesprächsrunde 4 und das Abschlussgespräch angeboten.